Text zur Kunst

In meiner künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich mit der Frage, wie Bilder entstehen, sich verändern und auf unsere Wahrnehmung wirken. Ich arbeite vor allem mit Acryl, Gouache und Tusche auf großformatigem Papier. Das Papier liegt dabei flach auf dem Boden – so entsteht eine direkte Verbindung zum Raum, zum Körper, zum Material. Diese Arbeitsweise erinnert mich an frühe Kindheitserfahrungen: an Spielflächen, auf denen ich mit Spielzeug durch gezeichnete Stadtlandschaften fuhr. Dieses spielerische Element, das gleichzeitige Denken in Detail und Gesamtbild, begleitet mich bis heute.


Meine Bilder entstehen schrittweise. Farbe wird aufgetragen, verändert, übermalt. Einzelne Elemente reagieren aufeinander, neue Formen entwickeln sich aus vorherigen Entscheidungen. Dabei geht es mir um Offenheit im Prozess: Malerei als ein Dialog zwischen Intuition und Kontrolle. Jedes Bild entwickelt seine eigene Dynamik – manchmal ruhig und rhythmisch, manchmal voller Brüche und Kontraste. Ich male viel, oft parallel an mehreren Werken, die in tagebuchähnlichen Zyklen entstehen.


Ein zentrales Thema meiner Arbeit ist die Schichtung von Farben, Formen und Bewegungen. Ich kombiniere grafische Linien mit flächigen Strukturen. Manche Bildteile erinnern an Codes oder digitale Fragmente, andere an organische Bewegungen. Mich interessiert, wie sich Ordnung und Chaos, Klarheit und Mehrdeutigkeit in einem Bild begegnen können. Ich lasse mich von der visuellen Sprache des urbanen Alltags, von Werbung und digitalen Oberflächen inspirieren. Ich nehme diese Eindrücke auf, abstrahiere sie und forme daraus eigene Bildwelten. Die Werke entstehen oft in Serien, fast wie ein visueller Kalender: Jedes Bild trägt Spuren seiner Entstehungszeit, reagiert auf Gedanken, Beobachtungen oder äußere Einflüsse.


Das Format ist bewusst gewählt: 140 × 100 cm ist für mich ein Maßstab, der zwischen Körper und Umgebung vermittelt – groß genug, um Präsenz zu erzeugen, aber noch kompakt genug, um Nähe zuzulassen. Zugleich erinnert das Format an vertraute Bildträger des Alltags – an Werbebanner und Plakate, wie wir sie ständig im öffentlichen Raum sehen.


Meine Arbeiten sollen Impulse setzen, irritieren, Erinnerungen wecken oder neue Assoziationen ermöglichen. Jedes Bild ist Teil eines offenen Prozesses und lädt dazu ein, sich diesem Prozess anzunähern, ihn mitzudenken und weiterzuführen.



David Cira

Geboren 2002 in Düsseldorf


Studium an der Kunstakademie Düsseldorf ab WS 2020/21

Seit 2021 bei Prof. Tomma Abts







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